Mit „Ego-Posting“ beschreibe ich das Verhalten vieler Unternehmen in ihrer Kommunikation. Sie kommunizieren auf ihrer Firmenwebseite, ihren anderen Präsenzen und in ihren Outbound-Aktivitäten nur aus der Ego-Perspektive (= Ego-Posting).

Abgeleitet ist der Begriff von »Ego-Shooter«. Das sind Computer bzw. Internetspiele, bei denen sich der Spieler aus der Egoperspektive in einer frei begehbaren Spielwelt bewegt. Ich nutze den Begriff, um zu beschreiben, wie Unternehmen ohne Empathie und Bezug zu Wunschkunden (Buyer Personas) nur über sich und ihre Produkte, Vorzüge und Angebote schreiben. Aus der Ego-Perspektive werden Angebote (Produkte und Dienstleistungen) und Verkaufsnachrichten platziert bzw. versendet. Speziell Technologieunternehmen verfallen schnell in Ego-Posting und schreiben begeistert über Ihre Technologie und technischen Angebote. Die Begeisterung über die eigenen Technolgie und Produkte ist verständlich, aber eben oft nicht zuträglich für den Vermarktungserfolg.

Erkennbar ist Ego-Posting am intensiven Gebrauch der Worte: „ICH“, „WIR“, „UNSERE“ in der Kommunikation. „ICH“, „WIR“, „UNSERE“ stehen für eine absenderzentrierte Textur. Die Empathie für Ihre Kunden zeigen Sie mit „leserentrierter Textur“. Mehr dazu lesen Sie bei Rainer Willmanns: https://www.korrespondenztrainer.de/

Markieren Sie in Ihren Texten auf Webseite, Blog, Newletter und Social Media Kanälen jeden Satz, der die Worte „ICH“, „WIR“, „UNSERE“ enthält. Je mehr Markierungen Sie sehen, desto größer ist der Bedarf die Texte umzustellen.

Ich erkläre es mal an einem Beispiel:

Stellen Sie sich vor, Sie wären Single und hätten ein erstes Rendezvous mit einem potenziellen neuen Partner. Sie sitzen in einem netten Lokal, freuen sich auf einen interessanten Abend und möchten Ihr Gegenüber gerne näher kennenlernen. Er ist »nasenscheinlich« gewaschen, spricht in ganzen Sätzen und ist auch sonst ganz erträglich anzusehen und auszuhalten.

Rendezvous_1 – strike2 GmbH – Illustration: illouise – Illustration & Grafik- design

Zu einem erfolgreichen Kennenlernen gehört Empathie, Offenheit und Zuhören. Wie würden Sie sich fühlen, wenn Ihr Gegenüber bei diesem ersten Treffen Ihnen nicht zuhört, nicht auf Sie eingeht und nur mit seinem Auto, Beruf, Einkommen, Luxusgütern oder sonstigen vermeintlichen Vorzügen prahlt? Oder noch schlimmer: Wenn er sofort in den »Anbahnungs- bzw. Verkaufsmodus« schaltet?

Rendezvous_2 – strike2 GmbH – Illustration: illouise – Illustration & Grafik- design

Sollten Sie eine echte Beziehung und keine monetäre Bereicherung oder »Triebkompensation« suchen, stünden die Erfolgsaussichten für dieses erste Rendezvous wahrscheinlich schlecht. Im Kontext einer menschlichen Annäherung ist das für die meisten Menschen verständlich und logisch. Im Verkaufskontext sieht das leider schon ganz anders aus. Viele Unternehmen senden ausschließlich Nachrichten an den Markt und Ihre Kunden in der Form:

  • „Wir sind Marktführer.“
  • „Wir sind Technologieführer.“
  • „Uns gibt es schon seit 30 Jahren.“
  • „Unsere Produkte sind die besten.“
  • „Kaufen Sie jetzt.“

Das ist Ego-Posting pur. Mit Buyer Persona Profilen bauen Sie Empathie für Ihre Wunschkunden auf und bauen eine Basis für empathische Kommunikation auf.

Auszug aus meinem Buch: „Digitalisierung in Marketing und Vertrieb“https://www.strike2.de/angebote/buecher-hoerbuecher/digitalisierung-im-marketing-und-vertrieb/

Digitalisierung in Marketing und Vertrieb, Norbert Schuster, Haufe, 2022

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